„Es wird Zeit!“ Frauenbewegungen und ihre Zeit(erfahrungen)

„Es wird Zeit!“ Frauenbewegungen und ihre Zeit(erfahrungen)

Organizer
AddF - Archiv der deutschen Frauenbewegung
ZIP
34127
Location
Kassel
Country
Germany
Takes place
In Attendance
From - Until
18.03.2024 - 19.04.2024
Deadline
19.04.2024
By
Kerstin Wolff, Bibliothek und Studienzentrum, AddF - Archiv der deutschen Frauenbewegung. Forschungsinstitut und Dokumentationszentrum

Heft 81 der Ariadne, welches im Frühjahr 2025 erscheint, wendet sich unter dem Titel: "Es wird Zeit!" den bisher unerforschten Zeiterfahrungen der Frauenbewegungen des 19. bis 21. Jahrhunderts zu.

„Es wird Zeit!“ Frauenbewegungen und ihre Zeit(erfahrungen)

Soziale Bewegungen haben immer in irgendeiner Weise mit Zeit und Zeiterfahrungen zu tun. Da sie Veränderung anstreben, sind ihr Selbstverständnis, ihre Argumentationsweisen und ihre Praktiken in vielfacher Weise an der Zeitdimension orientiert. Die Frauenbewegungen des 19. bis zum 21. Jahrhundert bilden hier keine Ausnahme. Gleichwohl wurden bisher Zeit, Zeitvorstellungen und Zeiterfahrungen in der Forschung zu Frauenbewegungen selten explizit zum Thema gemacht.
Immer wieder wird in Bewegungskontexten die Zeit als Argumentationsfigur aufgerufen, wenn es etwa heißt: „Es wird endlich Zeit, dass…“. Zeit wird auch als Referenzrahmen genutzt, wenn gesellschaftliche Beharrungskräfte oder die Langsamkeit von Veränderungen adressiert werden. Auch die Protagonist:innen der Frauenbewegungen sind zeitlichen Abläufen unterworfen. Ebenso wie die Bewegung altern auch sie: ihr Aktivismus ist an Lebensphasen gebunden, sie ordnen sich bestimmten Generationen zu, blicken im Alter auf vergangene Zukunftsentwürfe zurück. Wie Zeit erfahren und interpretiert wird, ist allerdings nicht nur individuell bestimmt. Gesellschaftliche Diskurse gliedern das Leben in Abschnitte und präfigurieren, wann etwas wie und in welcher zeitlichen Abfolge zu geschehen hat. Nur so ist es zu erklären, dass etwas als zu früh, zu spät oder zeitgemäß, als Entwicklung gerade zur richtigen Zeit empfunden wird.
Wie aber wurde in historischen Frauenbewegungen das Agieren in der Zeit und evtl. auch mit der Zeit verstanden? Fühlten sich die Protagonistinnen aufgehoben in ihrer Zeit oder sehnten sie sich nach grundlegend anderen Zeiten? Frauenbewegungen werden häufig als Modernisierungsbewegungen begriffen. Modernität wird dabei mit immer schnelleren zeitlichen Entwicklungen in Verbindung gebracht, die Geschwindigkeit von Ereignissen aber auch Anforderungen scheinen zu steigen. Sahen sich die Protagonist:innen von Frauenbewegungen vor allem als Profiteur:innen oder auch als Leidtragende solcher Beschleunigung? Wie argumentierten sie mit der Zeit und welche Rolle spielten dabei möglicherweise auch beharrende Ideen? Wie verorteten sich die Protagonist:innen in ihrer Zeit und wie gingen sie mit gesellschaftlichen Veränderungen um? Lässt sich ein spezifischer Zugang von Frauenbewegungen zu Zeit und Zeitlichkeit festmachen? Welche Rolle spielen Vorstellungen von der Zukunft – sowohl in den Argumentationsweisen als auch in den Bewegungspraktiken? Konstruierten die Aktivist:innen eine eigene Vergangenheit, die auf eine bestimmte Zukunft ausgerichtet war?

Für die Ariadne 81 suchen wir Beiträge, die sich mit den verschiedenen Facetten von Zeiterfahrungen und Zeitaneignungen in den Frauenbewegungen des 19. bis 21. Jahrhunderts beschäftigen. Die Artikel können sowohl biographisch als auch thematisch abgefasst werden. Folgende Fragestellungen sind dabei denkbar:
- Mit welchen Argumenten und bei welchen Themen wird auf Tempo und auf revolutionäre, schnelle Umwälzungen gesetzt und wann wird eher das „Bohren dicker Bretter“ in Angriff genommen?
- Wie argumentiert wer mit der Zeit? Und ist dies immer im Sinne eines Fortschritts?
- Gibt es eine spezifische Bewegungszeit und eine institutionelle Zeit?
- Wie erscheint etwas als der richtige Moment für eine (öffentliche) Aktion und wie wird das begründet?
- Setzten sich die Bewegungen selbst mit ihrer Zeitlichkeit auseinander und historisieren sich und ihre Aktionen?
- Welche Rolle spielt dabei die Archivierung als Reflexion von Zeitlichkeit?
- Wie gehen Bewegungen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten um?
- Gibt es einen "typischen Verlauf sozialer Bewegungen" (Rosa Mayreder) oder ist der gesellschaftliche Rahmen entscheidender für die Entwicklung?
- Wie schreiben sich die Bewegungen in ihre eigene Zeit ein, wen beziehen sie dabei ein und wen nicht?
- Wie agieren „alte“ und „junge“ Aktivist:innen miteinander? Kooperieren sie oder grenzen sie sich voneinander ab?
- Welche zeitlichen Wegmarken werden erinnert, gefeiert oder ignoriert? Und warum?

Das Jahrbuch „Ariadne – Forum für Frauen- und Geschlechtergeschichte“ wird vom Archiv der deutschen Frauenbewegung (AddF) in Kassel herausgegeben und erscheint mit einer Ausgabe jährlich. Im Zentrum der Publikation stehen als Ausgangspunkt immer die Frauenbewegungen des 19. und 20. Jahrhunderts und die mit diesen Bewegungen verbundenen Ideen, Theorien und Praxen.
Wir freuen uns auf entsprechende Artikelvorschläge. Die einzelnen Beiträge haben i. d. R. einen Umfang von ca. 38.000 Zeichen, d. h. ca. 10-12 Manuskriptseiten. In Ausnahmefällen (zum Beispiel für einen einleitenden Artikel) kann von dieser Maßgabe abgesehen werden – die genaue Zeichenzahl wird zusammen mit der Redaktionsentscheidung bekannt gegeben. Redaktionsschluss ist der 15. Oktober 2024, das Heft erscheint im Mai 2025. Wenn Sie Interesse an der Abfassung eines Artikels haben, reichen Sie bitte bis zum 19. April 2024 ein aussagekräftiges Exposé (1-1½ Seiten) an Kerstin Wolff (wolff@addf-kassel.de) ein. Da sich die genaue inhaltliche Gestaltung nach den eingehenden Exposés richtet, reichen Sie bitte auch Aufsatzideen ein, die am Rande des Themas zu liegen scheinen.

Sie können sich auch gern direkt mit uns in Verbindung setzen, wir stehen Ihnen für weitere Informationen jederzeit zur Verfügung.

Ariadne-Redaktionsteam
ao. Prof.in Dr.in Johanna Gehmacher, Institut für Zeitgeschichte und Universität Wien
Dr. Kerstin Wolff, Archiv der deutschen Frauenbewegung.

Contact (announcement)

Kerstin Wolff. Archiv der deutschen Frauenbewegung

https://www.addf-kassel.de
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German
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